Grenz-Echo, Donnerstag, 5. Februar 2004

„In vielen Hauhalten liegt uns ein echter Wertgegenstand zu Füßen – und wir „treten“ ihn mit unseren Füßen bzw. Straßenschuhen. Echte Orientteppiche haben einen hohen Wert, oft sind sie mühevoll in Handarbeit gefertigt worden und bestechen durch ihre besondere Feinheit. Ein Orientteppich ist also eine Kapitalanlage, ein Wertgegenstand, den man mit Gemälden oder Schmuckgegenständen vergleichen kann.

Es gibt daher zahlreiche Fragen, z.B. wie verhält man sich beim Kauf oder Verkauf eines Orientteppichs oder man erbt so ein besonderes Stück. Deshalb haben wir uns an den Fachmann gewandt. Herr Bahrami Farhani ist der einzige öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Orientteppiche in Deutschland und stellt seine Fähigkeiten der Aachener Firma Eurocell GmbH & Co. KG zur Verfügung, die sich mit der speziellen Handwäsche und Restaurierung von hochwertigen Teppichen beschäftigt. Ihm haben wir folgende Fragen gestellt:

GE: Orientteppiche werden häufig mit riesigen Rabatten angeboten. Oft auch in Ausverkäufen oder im Urlaub. Kann der Laie eigentlich erkennen, welchen Wert ein Teppich hat?
Herr Bahrami: Nein, weil die Teppiche mit ähnlichem Muster von verschiedener Herkunft und in unterschiedlicher Qualität hergestellt werden, z.B. im Vergleich ein türkischer Hereke Seide mit einem Neuwert von 3500 bis 5000 €/qm und ein China Hereke Seide mit einem Neuwert von 300 bis 1100 €/qm.

GE: Von der Oma erbe ich einen Teppich, der jahrelang im Wohnzimmer lag und nie gesäubert wurde. Kann man das Stück nun einfach selbst mit Reinigungsmitteln aus dem Supermarkt reinigen oder wie wird das Stück wieder lebendig?
Herr Bahrami: Ich empfehle eine fachmännische Handwäsche nach traditioneller Art, ohne die Verwendung von Chemikalien, damit der Schmutz vom Flor schonend entfernt wird.

GE: Was empfehlen Sie zur Pflege bie Teppichen im normalen Haushalt?
Herr Bahrami: Ich empfehle, dass ein Teppich aufgrund bestimmter Laufstellen im Haus von Zeit zu Zeit an Ort und Stelle umgedreht werden sollte, damit sich die Gebrauchsspuren auf dem ganzen Teppich verteilen. Außerdem darf man keinen Klopfstaubsauger bei echten Teppichen verwenden, vor allem nicht an den Fransen.

GE: Ab welchem Wert lohnt es sich, seinen Teppich fachmännisch waschen zu lassen?
Herr Bahrami: Für einen Orientteppich in einem durchschnittlichen Haushalt würde sich das schon ab einem Wert von 500 € lohnen. Denn durch diese besondere Handwäsche erhöht sich der Wert des Teppichs und er bekommt vor allem sein frisches Aussehen zurück.

GE: Weihnachten ist gerade vorbei und Karneval steht vor der Türe. Da können Unfälle passieren, beispielsweise eine Wunderkerze auf den Teppich fallen oder ein Glas Rotwein das gute Stück verunreinigen. Sind dadurch die Teppiche ruiniert oder kann man noch was retten?
Herr Bahrami: Bei solchen Schäden können die Teppiche ohne weiteres fachmännisch bearbeitet und die Schäden beseitigt werden. Wichtig ist, den Teppich mit keinerlei aggressiven Haushaltsreinigern versuchen, selber zu reinigen. Bei einem Haftpflichtschaden empfehlen wir, die Versicherung zunächst über den Schaden zu informieren. Wir arbeiten mit den verschiedenen Versicherungen eng zusammen und sie schicken uns gern ihre hoffnungslosen Fälle.

GE: Sie sind ein öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger von der HWK Aachen für Schadensfälle im Bereich Orientteppiche. Was kann man darunter verstehen, was ist Ihre Aufgabe?
Herr Bahrami: Meine Aufgabe ist, die Schäden an Teppichen zu begutachten, ob eine Sanierungsmöglichkeit gegeben und wirtschaftlich ist. Das ist der Unterschied zu den Sachverständigen, die von der IHK vereidigt sind, die den Wert eines Teppichs begutachten, jedoch keine aussagekräftige Sanierungsmöglichkeit darlegen können.

GE: Wir danken Ihnen für Ihre Informationen.“